Berufsausbildungen und Schulungen für Frauen in Nigeria
Frauen in Nigeria: Gefangen zwischen Armut, Ausgrenzung und Gewalt
Trotz aller Widerstände setzte Saratu aus dem nigerianischen Bundestaat Borno alles daran, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und eine positive Zukunft für sich und ihre Familie zu gestalten. Sie war gezwungen, ihr altes Leben hinter sich zu lassen, als die islamistische Gruppe Boko Haram auf dem Vormarsch war und Zivilist:innen gewaltsam vertrieb. Saratu floh mit ihrer Familie in den westlich von Borno gelegenen Bundesstaat Bauchi. Sie war erleichtert, dass sie sich und ihre Kinder in Sicherheit bringen konnte. Dort trat sie dem Programm Women for Women International bei, das ihr Leben nachhaltig veränderte: Nach drei Monaten konnte Saratu mit Hilfe des monatlichen Taschengeldes ein Geschäft für den Verkauf von Bohnenkuchen eröffnen und sich ein sicheres Einkommen erarbeiten. Kurz darauf trat Saratu auch einer lokalen Spargruppe mit anderen Frauen aus ihrer Gemeinde bei. „Wir sparen Geld, geben uns gegenseitig Kredite für unsere Geschäfte und unterstützen einander in schwierigen Zeiten.” Saratu gewann eine neue Sicht auf ihre Rechte als Frau in der Gesellschaft. Das Programm schenkte ihr Hoffnung und Selbstvertrauen: „Jetzt, da ich Geld für die Zukunft meiner Familie sparen kann, fühle ich mich unglaublich stark.”
Notwendigkeit
Frauen in Nigeria sind stark von Benachteiligung, Armut und Gewalt betroffen und oft von ihren Partnern abhängig.
Aktivität
12-monatige Berufsausbildung für bedürftige und marginalisierte Frauen in Nigeria, damit sie ein selbstbestimmtes Leben führen können.
Zählbare Leistung
Nach ca. 12 Monaten
Anzahl der marginalisierten, von Konflikten betroffenen Frauen in Nigeria, die durch die einjährige Ausbildung selbstbestimmter leben können.
Ergebnis
Nach ca. 3 Jahren
Im Vergleich zum Vorjahr wird erwartet, dass die Frauen durch die 12-monatige Ausbildung mehr Geld verdienen und sparen sowie mehr Mitsprache im Haushalt haben.
Systemrelevante Wirkung
Nach ca. 7 Jahren
Betroffene Frauen verbessern bzw. erwerben Einkommensmöglichkeiten und werden unabhängiger. Ihr Gesundheitszustand verbessert sich. Sie erhalten Zugang zu Bildung. Der Geschlechterungerechtigkeit wird entgegengewirkt.
Hintergrund
Obwohl Nigeria die größte Volkswirtschaft Afrikas ist, sind etwa 52 Millionen Frauen von Armut betroffen und leben von weniger als 1,90 US-Dollar am Tag (BMZ, 2021, Ifeanyi et al., 2019). Nigerias Frauen sind vielen Belastungen ausgesetzt: Ihr Zugang zu Bildung sowie zu verlässlichen Information über ihre Rechte und ihre Gesundheit ist begrenzt (UNDP, 2021). Mädchen dürfen seltener die Schule besuchen – und haben somit weniger Chancen, später einen Beruf auszuüben und ihr eigenes Geld zu verdienen. Konflikte im Land und die männlich dominierten Strukturen begünstigen die Diskriminierung von Frauen und Mädchen und führen oft zu Gewalt gegen sie. Diskriminierende Praktiken wie frühe Zwangsverheiratung (UNICEF, 2021), Benachteiligung von Mädchen und Frauen in der Bildung sowie fehlende Mitspracherechte sind an der Tagesordnung (UNDP, 2021). In Regionen, die von Instabilität, Armut und Konflikten geprägt sind, sind Frauen häufig von (sexualisierter) Gewalt betroffen – und die Präsenz extremistischer Gruppen verstärkt diese Tendenz noch. Frauen in Nigeria tragen die Hauptlast von Armut und Gewalt; sie erhalten kaum Zugang zu ihren Rechten, die sie häufig auch gar nicht kennen. Frauen sind jedoch der Dreh- und Angelpunkt von Familien und Gemeinschaften. Nur wenn Frauen und ihr friedensstiftendes Potenzial gefördert werden, kann Nigeria langfristige Stabilität erreichen.
Die gute Tat
Durch die heutige gute Tat unterstützt Du nigerianische Frauen auf ihrem Weg aus der Armut, aus der Isolation und Gewalt. Du ermöglichst einer Frau aus Nigeria 4 Stunden einer insgesamt einjährigen Ausbildung für ein selbstbestimmtes Leben. Die Frauen in Nigeria schreiben sich in das Programm „Hilfe zur Selbsthilfe“ von Women for Women International ein. Zusammen mit 25 weiteren Frauen lernen sie in Klassen, wie sie Geld verdienen und sparen, ihre Gesundheit und die ihrer Familie verbessern können. Sie lernen, sich Gehör zu verschaffen – zu Hause und in ihrer Gemeinschaft. Die Teilnehmerinnen erhalten ein monatliches Startkapital. Es werden sogenannte Dorfspargruppen gebildet, sodass eine gegenseitige finanzielle Absicherung entstehen kann. Die Schulungen zu Gesundheit, Frauenrechten und Frieden und die Berufsausbildung sorgen für eine dauerhafte, nachweisbare Verbesserung der Lebensumstände marginalisierter, von Konflikt betroffener Frauen in Nordnigeria. Die Frauen schöpfen durch das Projekt neues Selbstvertrauen: Sie verdienen ihr eigenes Geld, kennen ihre Rechte und sind an Entscheidungen im Haushalt beteiligt. Sie schicken ihre Töchter zur Schule, wovon ganze Familien und Gemeinden profitieren.

ÜberNigeria

Abuja
Hauptstadt

206 139 587
Einwohnerzahl

2.097,1
Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf pro Jahr

Rang 161 von 189
Human Development Index
(Index der menschlichen Entwicklung)
Nigeria ist mit mehr als 190 Millionen Einwohner:innen die größte Volkswirtschaft Afrikas (BMZ, 2021). In Nigeria leben rund 250 verschiedene ethnische Gruppen (bpb, 2021) und es werden über 500 verschiedene Sprachen gesprochen (Olagbaju, 2014). Diese multilinguale Prägung spiegelt die Vielfalt des Landes wider. Die Küstenregionen Nigerias gehören außerdem zu den artenreichsten Ökosystemen weltweit.
Über die Organisation und weitere Informationen
Organisation
Women for Women International Deutschland gGmbH
Website
https://womenforwomeninternational.de/

Weiterführende Links
- BMZ, 2021. Nigeria Überblick. Bittere Armut trotz Rohstoffreichtum, Stand: 01.04.2021, Berlin.
- bpb, 2021. Afrika. Gesellschaft, Stand: 25.08.2021, Bonn.
- GIZ GmbH, 2021. Nigeria, Stand: 23.03.2021, Bonn und Eschborn.
- Ifeanyi, O., Anthony, N. & Prisca, I., 2019. Poverty among Women in Nigeria–Psychological and Economic Perspective: A Study Based On South West Nigeria, International Journal of Business and Management, Ontario.
- Olagbaju, O.O., 2014. Multilingual Education in Nigeria: Policy, Practice, Challenges and Solutions, Journal of Education and Practice, Vol. 5, Nr. 6.
- UNDP, 2021. COVID-19: Ending violence against women and girls, Stand: 29.03.2021, New York.
- UNDP, 2021. The Covid-19 Pandemic in Nigeria: Potential impact of lockdown policies on poverty and well-being – Brief 3, Stand: 01.04.2021, New York.
- UNHCR, 2021. Nigeria Emergency, Stand: 25.08.2021, Genf.
- UNICEF, 2021. Situation of women and children in Nigeria, Stand: 25.08.2021, New York.
- WfW International Deutschland, 2021. Unsere Arbeit in Nigeria, Stand: 25.08.2021, Hamburg.