Aus Fremden werden Freund:innen
Vorurteilen entgegnen und Integration gemeinsam gestalten
Als Rama beschließt, ihr Heimatland Syrien ohne Familie oder Freund:innen zu verlassen und nach Deutschland zu kommen, wagt sie einen großen Schritt. Als alleinreisende Frau hat sie es auf ihrer Flucht und später in der Gemeinschaftsunterkunft alles andere als leicht. Durch einen Zufall lernt sie bei einem Kochabend von Über den Tellerrand Mandy kennen und die beiden werden enge Vertraute. „Ich habe sofort gemerkt, dass Rama ein sehr offener Mensch ist. Von ihr habe ich gelernt, dass ich so leben kann, wie es sich für mich richtig anfühlt”, erzählt Mandy. „Von Mandy habe ich gelernt, dass man Zeit für sich braucht. Ich kümmere mich viel um andere. Jetzt weiß ich, dass ich die Zeit auch für mich selbst nutzen muss, um mich persönlich weiterzuentwickeln”, sagt Rama. Mittlerweile sind die beiden gute Freundinnen und sogar Nachbarinnen. Mit Mandys Hilfe hat Rama eine Wohnung gefunden. Gemeinsam organisieren sie Koch- und Tanzabende, damit sich Menschen mit und ohne Fluchtgeschichte kennenlernen.
Notwendigkeit
Orte und Gelegenheiten für Begegnung auf Augenhöhe zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft in Deutschland.
Aktivität
Ehrenamtliche mit und ohne Fluchtgeschichte organisieren kostenlose Koch- und Begegnungsveranstaltungen.
Zählbare Leistung
Nach ca. 12 Monaten
Anzahl der Menschen unterschiedlicher Herkunft, verschiedenen Alters und Geschlechts, die sich jährlich niedrigschwellig kennenlernen.
Ergebnis
Nach ca. 3 Jahren
Neue Freundschaften zwischen Menschen mit und ohne Fluchtgeschichte entstehen, die dabei helfen, Arbeitsplätze, Wohnungen und Sprachkurse zu finden, und somit die Integration verbessern.
Systemrelevante Wirkung
Nach ca. 7 Jahren
Durch Begegnung und Kennenlernen werden Vorurteile abgebaut, mehr Menschen fühlen sich in Deutschland zu Hause, die Gesellschaft wächst zusammen.
Hintergrund
Deutschland ist in den vergangenen Jahren Zufluchtsort und neues Zuhause für Menschen unterschiedlichster Herkunft geworden. Als Gesellschaft stehen wir damit vor zahlreichen Herausforderungen: Wie wollen wir gemeinsam leben? Welche Werte sind uns wichtig? Was macht uns aus? Nur wenn wir in den Austausch gehen und diese Fragen im Dialog beantworten, finden wir gemeinsam Antworten und wachsen zu einer starken Gemeinschaft zusammen. Am besten funktioniert das durch gemeinsames Handeln: Wenn Menschen zusammen in Aktion treten und Dinge miteinander statt füreinander tun, entstehen Begegnungen auf Augenhöhe und Freundschaften können wachsen (Phineo, 2019). Doch häufig unterscheidet sich der Alltag von Alteingesessenen und Neuzugewanderten stark. Persönliche Kontakte kommen kaum zustande, stattdessen wachsen Vorurteile. Zugewanderte betonen immer wieder, wie wichtig die soziale Teilhabe und der freundschaftliche Kontakt mit Menschen der Aufnahmegesellschaft sind. Diese Aspekte stellen wichtige Ressourcen für den Jobeinstieg, das Erlernen der neuen Sprache oder die Wohnungssuche dar. Sie helfen, sich im neuen Land wohl zu fühlen und Selbstvertrauen zu entwickeln (SVR, 2017). Deshalb braucht es Orte und Gelegenheiten für das gegenseitige Kennenlernen und die Möglichkeit, sich mit seinen Fähigkeiten einzubringen. Soziale Vernetzung und Teilhabe sind Grundvoraussetzungen für Gerechtigkeit und eine demokratische Gesellschaft (FKB, 2020).
Die gute Tat
Mit Deiner heutigen guten Tat ermöglichst Du Menschen mit und ohne Fluchtgeschichte die Teilnahme an kostenlosen Koch- und Begegnungsveranstaltungen in über dreißig Groß- und Kleinstädten bundesweit. Gemeinsames Kochen und Essen verbindet Menschen auf der ganzen Welt und ermöglicht ein niedrigschwelliges Kennenlernen. Ehrenamtliche mit und ohne Fluchtgeschichte bringen dabei ihre Ideen mit ein und gestalten gemeinsam ein nachhaltiges gesellschaftliches Miteinander. Beim gemeinsamen Kochen, Tanzen, Backen oder Gärtnern kommen Menschen auf Augenhöhe zusammen und Freundschaften können wachsen. Teilhabe wird nicht nur theoretisch vermittelt, sondern praktisch erlebt. Deine gute Tat legt somit den Grundstein für sozialen Zusammenhalt vor Ort und schafft über ein deutschlandweites Netzwerk Sichtbarkeit und Austauschmöglichkeiten für Engagierte. Durch das persönliche Kennenlernen am Küchentisch wird Toleranz gefördert und Vorurteilen aktiv entgegengewirkt.

ÜberDeutschland

Berlin
Hauptstadt

83 240 525
Einwohnerzahl

45.723,6
Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf pro Jahr

Rang 6 von 189
Human Development Index
(Index der menschlichen Entwicklung)
26 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen haben eine Migrationsgeschichte, zwei Drittel von ihnen „eigene Migrationserfahrung", sind also im Ausland geboren und eingewandert (MDI, 2021).
Über die Organisation und weitere Informationen
Organisation
Über den Tellerrand e.V.
Website
https://ueberdentellerrand.org/

Weiterführende Links
- Fachkommission der Bundesregierung zu den Rahmenbedingungen der Integrationsfähigkeit (FKB), 2020. Gemeinsam die Einwanderungsgesellschaft gestalten, Zarbock GmbH & Co. KG, Frankfurt am Main.
- Mediendienst Integration (MDI), 2021. Wie viele Menschen mit Migrationshintergrund leben in Deutschland?, Stand: 30.03.2021, Berlin.
- Phineo gemeinnützige AG, 2019. Zusammen stark sein - PHINEO-Themenreport zum Fördern des gesellschaftlichen Zusammenhalts in Deutschland mit ausgezeichneten Projekten, Qualitätskriterien und Fördertipps, DBM Druckhaus Berlin Mitte GmbH, Berlin.
- Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR), 2017. Wie gelingt Integration? Asylsuchende über ihre Lebenslagen und Teilhabeperspektiven in Deutschland, Studie des SVR-Forschungsbereichs und der Robert Bosch Stiftung, KÖNIGSDRUCK Printmedien und digitale Dienste GmbH, Berlin.