Wieder Farbe ins Leben bringen
Psychosoziale Unterstützung für traumatisierte Geflüchtete in Berlin
Mit fünfzehn wurde Nio von seiner Mutter auf die Flucht geschickt. Eine bessere Zukunft sollte er haben, wofür die Mutter alle Ersparnisse aufbrauchte. Doch nachdem Nio seine Heimat verlassen hatte, wurde sein Leben zum Albtraum: Schlepperbanden zwangen ihn zu harter Arbeit. In einem libyschen Gefangenenlager wurde er misshandelt. Übers Mittelmeer fuhr er in einem Schlauchboot, bis ihn Seenotretter auf ihr Schiff nahmen. Nio ist kein Einzelfall. Viele geflüchtete Menschen leiden unter den traumatischen Erfahrungen von Krieg, Folter und Flucht. Sie haben Albträume, Panikattacken, sind depressiv, können sich nicht konzentrieren und ringen mit ihren Gefühlen. Einmal in der Woche trifft sich Nio mit seiner Therapeutin. Mit ihr kann er über alles reden und lernt, mit seinen schrecklichen Erinnerungen umzugehen. Neben der Psychotherapie geht er zur Kreativgruppe. Dort hat er sein Talent zum Malen entdeckt und Freunde gefunden. In der Gruppe fühlt er sich wohl und kann seine Sorgen für eine Weile vergessen.
Notwendigkeit
Kreativtherapie für traumatisierte Geflüchtete in Berlin.
Aktivität
In der Kreativtherapie können die Patient:innen durch künstlerisches Schaffen das erlebte Leid verarbeiten und zur Ruhe kommen.
Zählbare Leistung
Nach ca. 12 Monaten
Anzahl der stattgefundenen Stunden an Kreativtherapie.
Ergebnis
Nach ca. 3 Jahren
Durch die Unterstützung können die Patient:innen ihren Alltag wieder bewältigen und sich eine Zukunftsperspektive erarbeiten.
Systemrelevante Wirkung
Nach ca. 7 Jahren
Die Patient:innen haben sich durch den Zugang zur psychosozialen Versorgung stabilisiert und können sich ein eigenständiges Leben aufbauen.
Hintergrund
In Deutschland leben heute ca. 1,77 Millionen geflüchtete Menschen (Dt. Bundestag, 2020). Mehr als die Hälfte dieser Menschen hat in der Heimat körperliche Gewalt und andere traumatische Ereignisse erlebt (Nesterko et al., 2020). Auf der Flucht wurden viele erneut traumatisiert, ob durch Schlepperbanden, die lebensgefährliche Fahrt über das Mittelmeer, staatliche Sicherheitskräfte oder die Zustände in Auffanglagern. Diese Erfahrungen haben gravierende Auswirkungen auf die körperliche und mentale Gesundheit der betroffenen Menschen. Oftmals leiden sie an Depressionen, Angstzuständen und Panikattacken, schweren Alpträumen, Konzentrationsproblemen und Gefühlsausbrüchen. Zwei Missstände sorgen dafür, dass ihre Symptome häufig andauern oder gar verstärkt werden: die mangelhafte gesundheitliche Versorgung Geflüchteter sowie belastende soziale Rahmenbedingungen, etwa die Unterbringung in Sammelunterkünften oder die Aufenthaltsunsicherheit (BAfF e. V., 2020). Vor diesem Hintergrund bietet das Zentrum ÜBERLEBEN ein umfassendes Angebot an psychotherapeutischer, sozialarbeiterischer und integrativer Unterstützung an. So stellen wir das Recht auf Gesundheit für Geflüchtete und Migrant:innen sicher. Ziel ist es, die Chronifizierung (Verstetigung) von Leiden zu vermeiden und eine Stabilisierung im Alltag zu ermöglichen. Hierzu gehört auch die Kreativtherapie. Kreatives Schaffen, gegenseitiger Austausch und soziale Kontakte helfen den Patient:innen dabei, wieder ein eigenständiges Leben zu führen.
Die gute Tat
Mit Deiner heutigen guten Tat unterstützt Du Menschen, die durch Krieg, Folter oder auf ihrer Flucht traumatisiert wurden. Du hilfst ihnen dabei, durch kreatives Schaffen ihr erlebtes Leid zum Ausdruck zu bringen und so zu verarbeiten. In der wöchentlichen Kreativtherapie finden die Patient:innen wieder zum Einklang mit sich. Dabei entscheiden sie für sich selbst, was sie machen möchten. Beliebt sind Malen, Zeichnen und plastisches Gestalten, aber auch Werken mit Holz oder Schneidern. In der Gruppe erfahren unsere Patient:innen Rückhalt und Zustimmung und das gute Gefühl, nicht allein zu sein. Gemeinsame Ausflüge in Museen, zu Sehenswürdigkeiten oder in die Natur ergänzen das Angebot. Hierdurch erfahren unsere Patient:innen eine wertvolle Entlastung vom oftmals beschwerlichen Alltag.

ÜberDeutschland

Berlin
Hauptstadt

83 240 525
Einwohnerzahl

45.723,6
Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf pro Jahr

Rang 6 von 189
Human Development Index
(Index der menschlichen Entwicklung)
Im Jahr 2019 lag Deutschland auf Platz 5 der Länder, die die meisten Geflüchteten weltweit aufgenommen haben. Mehr als 40 Prozent der Geflüchteten in Deutschland kommen aus Syrien (UNHCR, 2020).
Über die Organisation und weitere Informationen
Organisation
Zentrum ÜBERLEBEN gGmbH
Website

Weiterführende Links
- BAfF e.V., 2020. Versorgungsbericht. Zur psychosozialen Versorgung von Flüchtlingen und Folteropfern in Deutschland, Berlin.
- Deutscher Bundestag, 2020. Drucksache 19/22457. Zahlen in der Bundesrepublik Deutschland lebender Flüchtlinge zum Stand 30. Juni 2020, Bundesanzeiger Verlag GmbH, Köln.
- Nesterko Y. et al., 2020. Prevalence of post-traumatic stress disorder, depression and somatisation in recently arrived refugees in Germany: an epidemiological study, Epidemiology and Psychiatric Sciences 29, e40, S. 1-11.
- UNHCR, 2020. Global trends. Forced displacement in 2019, Stand: 23.03.2021, Genf.
- WHO, 2018. Report on the health of refugees and migrants in the WHO European Region. No public health without refugee and migrant health, Stand: 01.04.2021, Genf.