Zukunft bauen durch Wasser

Trinkwassersicherung im Irak

„Als der IS in unser Dorf kam, änderte sich mein ganzes Leben“, erinnert sich die 11-jährige Mira aus der Nähe von Mossul. „Es ging alles so schnell. Mein Vater zog sich Frauenkleidung über, um nicht gefangen genommen zu werden. Dann rannten wir los.“ Gemeinsam mit ihren Eltern und ihren fünf Geschwistern war Mira über einen Tag lang zu Fuß auf der Flucht – ohne Wasser, ohne Essen. Danach lebte die Familie drei Jahre in einem Flüchtlingslager. „Als wir endlich nach Hause zurückkehren konnten, war alles zerstört. Es gab kein fließendes Wasser, keinen Strom, nicht einmal Straßen“, erzählt Mira. Das Schicksal von Mira und ihrer Familie ist kein Einzelfall. Über 4 Millionen Menschen sind nach Beendigung der Kämpfe im Irak wieder in ihre Heimatregionen zurückgekehrt. Das sind mehr Menschen, als in Berlin leben. Der Wiederaufbau der durch den Krieg zerstörten Regionen bedeutet für die Familien die Rückkehr zu einem menschenwürdigen Leben.

Hintergrund

Der sogenannte Islamische Staat (IS) hatte zahlreiche Gebiete im Irak besetzt. Dazu gehörte auch die Region Ninawa im Norden des Landes, in der sich die Stadt Mosul befindet. Millionen Menschen wurden durch den Krieg zur Flucht gezwungen. Seit dem Frühjahr 2017 wurden immer mehr Städte und Dörfer zurückgewonnen, und die Menschen kehren stetig in ihre Heimat zurück. Ninawa verbucht mit 1,7 Millionen die größte Anzahl an Rückkehrern, die zwischenzeitlich Schutz in anderen Regionen oder in anderen Ländern gesucht hatten.

Durch die gewaltvollen Befreiungskämpfe wurde die Infrastruktur vor Ort jedoch weitgehend zerstört. Viele der zurückgekehrten Menschen fanden ihre Heimat und Häuser in Trümmern wieder. Sie hatten kein sauberes Trinkwasser, die Straßen waren nicht mehr befahrbar, es gab kaum Strom. Noch immer müssen ganze Ortschaften mittels Wasserlieferungen per LKW und mobiler Aufbereitungsanlagen mit sauberem Wasser versorgt werden. Das ist keine nachhaltige Lösung und zudem sehr kostenintensiv. Die Folge ist, dass die Menschen häufig auf verunreinigtes Wasser aus Flüssen oder auf versalzenes Wasser aus Flachbrunnen zurückgreifen. Dies führt zu Krankheiten und macht die Menschen abhängig von externer Hilfe. Eine funktionierende Infrastruktur für Trinkwasser ist Grundvoraussetzung dafür, dass noch mehr Menschen in ihre Heimat zurückkehren und dort ein selbstbestimmtes, würdevolles Leben führen können.

Die gute Tat

Durch Deine heutige gute Tat erhalten die Menschen im nördlichen Ninawa nachhaltigen Zugang zu sauberem Trinkwasser. In Absprache mit den lokalen Wasserbehörden werden Wasserleitungen verlegt, Brunnen gebohrt, Aufbereitungsanlagen für Trinkwasser saniert, Pumpstationen gebaut und die Haushalte an die Trinkwasser-Infrastruktur angeschlossen. Außerdem werden vor Ort Klempner ausgebildet. Sie sorgen für die langfristige Instandhaltung der sogenannten „last mile“ – des direkten Hausanschlusses an das Trinkwassernetz. So wird vermieden, dass der Zugang zu sauberem Trinkwasser durch defekte Hausinstallationen beeinträchtigt wird. Um die öffentliche Infrastruktur auch in Zukunft erhalten zu können, wird die örtliche Wasserbehörde zudem mit Ersatzteilen sowie technischen Schulungen unterstützt.