Digitale Teilhabe für die ganze Familie
Perspektiven schaffen gegen Zukunftsängste
„Das ist die Chance, auf die ich und meine Familie lange gewartet haben“, sagt Malika (17) mit leuchtenden Augen. Sie sitzt in einem Gemeindezentrum des „Collateral Repair Project“ in Amman und erzählt voller Freude von den IT-Kursen, die sie und ihre Familie seit ein paar Wochen besuchen. „Endlich kann ich wieder meine eigenen Bildungs- und Berufsziele verfolgen und somit langfristig auch meine Familie unterstützen.“ Malika und ihre Familie mussten vor einigen Jahren aufgrund des Krieges aus Syrien fliehen. Damals war es ihr großer Traum, Grafikerin zu werden. Doch die vielen Herausforderungen und Unsicherheiten, die sich ihr und ihrer Familie nach der Flucht in den Weg stellten, ließen den Traum vorerst platzen. Über Bekannte erfuhr sie dann von den IT-Kursen für Jung und Alt. Mittlerweile kommen auch Malikas Eltern regelmäßig zu den Workshops und können nun alle gemeinsam wieder selbstbewusster in die Zukunft blicken.

Notwendigkeit
Digitale Teilhabe und Ausbildungsangebote für junge Geflüchtete und ihre Familien in Jordanien
Aktivität
Die Partnerorganisation von Schüler Helfen Leben bietet in ihren Gemeindezentren kostenlose IT-Kurse an
Zählbare Leistung
Nach ca. 12 Monaten
Anzahl der jungen Geflüchteten und ihrer Familien, die erfolgreich an einem IT-Kurs teilnehmen und ihn mit Zertifikat abschließen können
Ergebnis
Nach ca. 3 Jahren
Junge Geflüchtete und ihre Familien in Jordanien haben ein stärkeres Selbstvertrauen und haben ihre digitalen Kompetenzen stark ausgebaut
Systemrelevante Wirkung
Nach ca. 7 Jahren
Verbesserte Bildung, berufliche Perspektiven und digitale Sicherheit für junge Geflüchtete und ihre Familien in Jordanien
Hintergrund
Jordanien grenzt an Syrien und den Irak und gilt unter den Ländern im Nahen Osten für Menschen auf der Flucht als „relativ sicher“. Aufgrund der Kriege in den Nachbarländern leben heute rund 760.000 anerkannte Geflüchtete in Jordanien. Weltweit ist der Anteil von Geflüchteten an der Gesamtbevölkerung nur im Libanon noch höher (UNHCR, 2022). Die Ausgangslage für die ankommenden Menschen ist katastrophal: So leben ca. 80 % der Geflüchteten unterhalb der Armutsgrenze von ca. 96 US-Dollar im Monat. Knapp die Hälfte der Schutzsuchenden ist dabei minderjährig und hat kaum oder nur begrenzten Zugang zu Bildung. Dies hat sich durch die Covid-19-Pandemie nochmals deutlich verstärkt (Human Rights Watch, 2020). Die Stiftung Schüler Helfen Leben bietet gemeinsam mit ihrer lokalen Partnerorganisation „Collateral Repair Project“ in Amman IT-Kurse für geflüchtete Familien an, um mittel- bis langfristig das Ankommen zu erleichtern und eine erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt zu gewährleisten. Seien es einfache Fähigkeiten wie das Anwenden von Text- und Bildbearbeitungsprogrammen oder auch fortgeschrittene Kenntnisse wie Programmieren oder Grafikdesign (Sahin-Mencutek & Nashwan, 2020). Darüber hinaus fehlen vielen Geflüchteten selbst grundlegende digitale Kompetenzen rund um Online-Sicherheit, Privatsphäre oder auch Online-Banking (UNHCR, Empowering Refugees). Mit der guten Tat werden jungen Geflüchteten und ihren Familien Perspektiven für eine selbstbestimmte Zukunft und erfolgreiche Berufsausbildung eröffnet und ebenso die soziale Inklusion von geflüchteten Familien in der jordanischen Gesellschaft verbessert.
Die gute Tat
Durch die gute Tat erlangen junge Menschen und deren Familien, die aus Kriegsgebieten nach Jordanien geflohen sind, grundlegende und weiterführende IT-Kenntnisse. Die zweimal-wöchentlich stattfindenden Kurse für Kinder und Jugendliche werden von qualifizierten Lehrkräften angeboten und laufen insgesamt über 3 Monate. Dabei werden unterschiedliche Niveaus angeboten - vom allgemeinen Umgang mit gängigen PC-Programmen bis zu darauf aufbauenden Kursen für Fortgeschrittene, die z.B. Programmieren oder Grafikdesign beinhalten. Im Rahmen eines international anerkannten Informatik-Zertifikats (ICDL) können unterschiedliche Abschlüsse erworben werden. Ergänzend dazu werden monatlich stattfindende Workshops für die Eltern angeboten, in denen sie mit Themen wie IT-Sicherheit und dem Schutz der Privatsphäre im Internet vertraut gemacht und so deren digitale Kompetenzen gefördert werden.

Über Jordanien

Amman
Hauptstadt

10,269,022
Einwohnerzahl

4,405.8
Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf pro Jahr

Rang 102 von 191
Human Development Index
(Index der menschlichen Entwicklung)
Aufgrund der hohen Geburtenrate und der großen Zahl an Geflüchteten im Land, insbesondere aus Palästina und Syrien, ist die Bevölkerungszahl heute 20-mal so hoch wie noch im Jahr 1950.
Über die Organisation und weitere Informationen
Organisation
Stiftung Schüler Helfen Leben
Website
https://www.schueler-helfen-leben.de

Weiterführende Links
- Human Rights Watch (2020): "I Want to Continue to Study". Barriers to Secondary Education for Syrian Refugee Children in Jordan.
- Ruisi F. (2019): Challenges Faced by Syrian Refugees in the Higher Education Systems of Host Countries and How to Overcome Them. Lessons Learned from Jordan, EuroMeSCo.
- Sahin-Mentucek Z./Nashwan A. J. (2020): Perceptions About the Labor Market Integration of Refugees: Evidences from Syrian Refugees in Jordan, Journal of International Migration and Integration.
- UNHCR (2022): Jordan: Statistics for Registered Persons of Concern.
- UNHCR (o.J.): Empowering Refugees Through Technology.