Tag 17
10 Minuten Gedächtnistraining für Schuhputzer*innen in Bolivien

Schuhputzende Senior*innen in Schwung bringen Schuhputzende Senior*innen in Schwung bringen

Oliver Mommsen präsentiert dir sein Lieblingsprojekt

Gehirnjogging und Bewegung für mehr Lebensqualität im Alter

Schuhputzer*innen, das sind alkoholabhängige, drogenabhängige und kriminelle Menschen – so lautet ein gängiges Vorurteil in La Paz. Menschen wie Du und ich, Väter, Mütter, Großeltern, junge Menschen, die einfache und gleichzeitig ehrliche und würdige Arbeiten durchführen und auf tägliche Einnahmen angewiesen sind. Das sagen die anderen. Menschen wie jede*r andere? Nein, die schuhputzenden Senior*innen sind viel mehr als das! Einige von ihnen sind sehr bewandert in der Naturmedizin, andere kochen die besten bolivianischen Gerichte. Rigoberto (85) war in den 70er Jahren Widerstandskämpfer während der Diktatur in Bolivien und sollte für die indigene Partei als Vizepräsident aufgestellt werden, Juan (72) lernte mit über 65 Jahren Lesen und Schreiben, um seinen Enkelinnen bei den Hausaufgaben helfen zu können, Policarpio (81) schloss mit 75 Jahren ein Universitätsstudium in Tourismus ab, Valentín (77) spielte im Film „Die Hetzjagd“ (2008) mit Franka Potente und Hanns Zischler einen Schuhputzer. Trotz schwieriger Kindheit und widriger Lebensumstände haben sie ihren Lebenswillen nicht verloren, sie sind Kämpfer*innen, Verfechter*innen von Traditionen und Vorbilder!

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Notwendigkeit

 

Training und Unterstützung für Schuhputzer*innen für ein würdiges Altern bei nachlassenden geistigen und körperlichen Fähigkeiten

Aktivität

 

Lokale NGO bietet vielfältige Angebote inklusive Gedächtnistraining sowie medizinische und Ernährungsgrundversorgung für schuhputzende Senior*innen in La Paz an

Zählbare Leistung

 

Anzahl der Stunden der Workshops und gemeinsamen Aktivitäten sowie Anzahl der Teilnehmenden, medizinischen Behandlungen und Lebensmittelpakete

Ergebnis

 

Die Lebenszufriedenheit der Senior*innen ist gestiegen und die Treffen sind für sie ein wichtiger Bestandteil in ihrem Alltag geworden

Systemrelevante Wirkung

 

Die geistige und körperliche Gesundheit der Senior*innen wird nachhaltig verbessert und fördert ihr Selbstbewusstsein und die aktive soziale Teilhabe

Hintergrund

Laut dem Nationalen Institut für Statistik gab es 2022 in Bolivien insgesamt 1.267.190 Menschen über 60 Jahre (INE, 2022). Bei über 99 % der Senior*innen im untersten Einkommensfünftel, zu denen auch die Schuhputzer*innen gehören, reicht die staatliche Rente nicht zum Leben aus, d.h., dass sie auch bis ins hohe Alter arbeiten müssen (CEPAL, 2022). Der Großteil von ihnen hat früher in anderen informellen Berufsfeldern gearbeitet, kann dieser Tätigkeit aber nicht mehr nachgehen und putzt nun Schuhe, auch wenn diese Arbeit nirgendwo auf der Welt so geringgeschätzt wird wie in La Paz und der Nachbarstadt El Alto. Wegen starker Diskriminierung verstecken viele ihr Gesicht hinter einer Sturmmaske, um nicht erkannt zu werden. Ihre Arbeitstage sind lang, oft mehr als acht Stunden. An guten Tagen putzen die Senior*innen im Durchschnitt 15 Paar Schuhe (entspricht etwa 4 Euro), an schlechten gerade einmal zwei bis drei. Über 17 % der Senior*innen haben eine körperliche Beeinträchtigung, mehr als 43 % leiden an chronischen Krankheiten (eigene Daten der NGO, 2022). Zwar gibt es seit 2019 eine Krankenversicherung, allerdings übernimmt diese viele Behandlungskosten und Medikamente nicht, was dazu führt, dass medizinische Untersuchungen erst im absoluten Notfall durchgeführt werden. Die körperliche und auch geistige Gesundheit nimmt außerdem Schaden durch die wachsende Einsamkeit im Alter und das subjektive Gefühl, weniger Zuneigung zu erfahren, und wirkt sich in Verbindung mit zunehmender Armut negativ auf die Lebensqualität von Senior*innen aus (Armitage, R. & Nellums, L. B., 2020). Der regelmäßige Austausch mit Personen in ähnlichen Lebenssituationen ist gerade für sie sehr wichtig. So werden sie wieder eingebunden in ein soziales Netz und gleichzeitig in ihren geistigen und körperlichen Fähigkeiten gestärkt. Durch das Gedächtnistraining, Präventionsmaßnahmen und regelmäßige medizinische Untersuchungen können Krankheitsbilder rechtzeitig erkannt und entsprechend behandelt werden und nicht erst, wenn es eigentlich schon zu spät dafür ist.

Die gute Tat

Mit dieser guten Tat unterstützt du die Durchführung von wöchentlichen Veranstaltungen mit Schuhputzer*innen und ihren Partner*innen zwischen 60 und 85 Jahren. Diese Treffen dienen dem Austausch und der Begegnung und fördern gleichzeitig die geistige und körperliche Gesundheit der Teilnehmenden durch Bewegungsübungen und Gedächtnistraining, wodurch vor allem das Konzentrations- und Erinnerungsvermögen verbessert wird. Seminare zu verschiedenen Themen, gemeinsame Freizeitaktivitäten sowie Theater-, Musik- und Tanz-Workshops ergänzen das abwechslungsreiche Programm. In einem Bilder-Memory werden die Geschichten und Lebenserfahrungen der Senior*innen einfließen, damit weitergegeben und wertgeschätzt. Mit deiner Spende können außerdem Gesundheits-Check-Ups durchgeführt und die Senior*innen adäquat behandelt werden. Durch Lebensmittelpakete werden sie zusätzlich durch gesunde Ernährung gestärkt. Die gute Tat ist somit ein wichtiger Schritt, die Lebensqualität der Senior*innen zu erhöhen und ein menschenwürdiges Leben und Altern zu ermöglichen.

La Paz

Über Bolivien

Sucre

Sucre

Hauptstadt

12,224,110

12,224,110

Einwohnerzahl

3,523.3

3,523.3

Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf pro Jahr

0,692

0,692

Human Development Index
(Index der menschlichen Entwicklung)

95 % der Schuhputzer*innen sprechen Spanisch nicht als Muttersprache, sondern Aymara oder Quechua. Seit 2009 sind diese beiden und 34 weitere Sprachen als offizielle Landessprachen neben dem Spanischen anerkannt.