Tag 5
FĂĽnf Gramm Saatgut fĂĽr eine Familie in Syrien

Aufkeimende Hoffnung Aufkeimende Hoffnung

Ernährungssicherheit in Syrien

Am Morgen geht Basma in den Garten hinunter. Ihre Mutter Raja hat sie gebeten, Zwiebeln, Sprossen, Koriander und Salat zu holen, um das traditionelle Frühstück vorzubereiten. Die Zutaten hat Basma gemeinsam mit ihren Eltern gepflanzt – dank der Samen und Setzlinge, die sie von der ökologischen Farmschule erhalten haben. Gestern hat ihnen die Schule auch ein Kilo Brot gegeben: „Es schmeckt wie das, das meine Oma immer gebacken hat, bevor sie aus ihrem Dorf fliehen musste“, erinnert sich Raja. Dass sie Obst und Gemüse nun selbst anbauen können, macht Basma und ihre Familie überglücklich. Trotz der vielen Unsicherheiten des bereits neun Jahre währenden Krieges schöpfen sie Hoffnung: Wenn Straßen gesperrt sind, man nicht ohne Angst um das eigene Leben das Haus verlassen kann und Erspartes knapp wird, ist es besonders wertvoll, Essen aus eigenem Anbau zu haben.

Notwendigkeit

 

Ausreichend Nahrungsmittel fĂĽr von Hunger bedrohte Familien in Syrien.

Aktivität

 

Ausbilderinnen und Ausbilder vermitteln syrischen Familien ökologische Anbautechniken und ermöglichen Zugang zu Saatgut, Setzlingen sowie Land zum Anbau von Obst und Gemüse.

Zählbare Leistung

 

Menge an ausgegebenem Saatgut und Anzahl syrischer Familien, die ihr eigenes Obst und GemĂĽse anbauen.

Ergebnis

 

Die Familien sind in der Lage, Lebensmittel anzubauen, und leisten einen eigenständigen Beitrag zu ihrer Ernährungssicherheit und Gesundheit.

Systemrelevante Wirkung

 

Langfristige Verbesserung der Ernährungssicherheit und Gesundheit von schutzbedürftigen Familien in Nordwest-Syrien.

Hintergrund

Seit Ausbruch des Krieges in Syrien im Jahr 2011 findet das Leiden der Menschen kein Ende. Von den ehemals 21 Millionen in Syrien lebenden Menschen sind derzeit ca. 12 Millionen auf der Flucht, weltweit und innerhalb des Landes. Seit Anfang 2020 verschlimmern kriegerische Auseinandersetzungen die Situation der Menschen in Nordwest-Syrien, wo 2 Millionen Syrerinnen und Syrer aus anderen Teilen des Landes Zuflucht gesucht haben (WFP, 2020a). Über die Hälfte der Bevölkerung in Syrien benötigt humanitäre Hilfe. Ca. 6,5 Millionen Syrerinnen und Syrer haben nicht genug zu essen (WFP, 2020b). Gründe dafür sind vor allem die gezielte Zerstörung landwirtschaftlicher Flächen, von Bauernhöfen, Saatgutbanken und Wassertanks. Damit wird der Anbau von Lebensmitteln unmöglich gemacht und Hunger als Waffe eingesetzt. Zusätzlich verhindern die stark beschädigte Infrastruktur und Straßenblockaden, dass Lebensmittel alle Menschen im Land erreichen. All dies führt zu enormen Anstiegen der Lebensmittelpreise. Hinzu kommt, dass durch die Flucht viele Familien ihre Häuser und ihr Land zurücklassen mussten. Sie haben nun kaum noch die Möglichkeit, Lebensmittel selbst anzubauen. Um von Hunger bedrohte Menschen zu schützen, ist es allerdings unerlässlich, eine eigenständige Nahrungsmittelproduktion zu ermöglichen. (FAO, 2020; WoS, 2017).

Im Jahr 2010 begann in vielen arabischen Ländern der sogenannte „Arabische Frühling“. Demonstranten setzten sich in arabischen Ländern für Menschenwürde, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und wirtschaftliche Entwicklung ein. Auch Syrien erlebte den Arabischen Frühling, der jedoch von der Regierung unter Baschar al-Assad unterdrückt wurde. Es kam zu Konflikten zwischen Regierung und Bevölkerung. Diese gingen einher mit dem Eindringen bewaffneter Gruppen, religiösen und ethnischen Konflikten sowie den Auseinandersetzungen um die kurdischen Gebiete in Nord-Syrien. Zudem mischten sich regionale und globale Mächte ein, so der Iran, Russland, die USA, die Türkei, aber auch bewaffnete nichtstaatliche Gruppen wie die Hisbollah. Als die syrische Regierung 2013 zunehmend die Kontrolle über das Land verlor, wurde sie vom Iran und der Hisbollah unterstützt. Auch Russland verbündete sich mit der syrischen Regierung, während sich die Türkei und andere Mächte klar gegen die Regierung positionierten und in Teilen die Oppositionellen unterstützten. Es folgten Jahre des Krieges.
Heute sind weite Teile des Landes wieder unter der vollen Kontrolle der syrischen Regierung. Kriegerische Auseinandersetzungen beschränken sich derzeit hauptsächlich auf die Region Idlib im Nordwesten. Der Friedensprozess in Syrien bleibt weiterhin hochkomplex und ist unter Assads Regierung nicht leicht umzusetzen. Solange das Land instabil ist, besteht die Gefahr des erneuten Erstarkens islamistischer Gruppen wie Islamischer Staat (IS) oder al-Qaida. Unterdessen werden die Friedensgespräche auf internationaler Ebene weitergeführt: Es wird diskutiert, wie und unter welchen Bedingungen die internationale Gemeinschaft den Wiederaufbau Syriens unterstützen kann.

Die gute Tat

Mit der heutigen guten Tat wird Familien in Not geholfen, indem Schul- und Gemeinschaftsgärten in Syrien unterstützt werden. Kinder und Erwachsene lernen gemeinsam, wie man gesundes Obst und Gemüse nachhaltig anbaut. Sie erhalten traditionelle Samen und Setzlinge und können ihr Wissen gemeinsam in die Praxis umsetzen. Das Erlernte geben die Eltern und Kinder dann an ihre Familien weiter. Nach Abschluss des Projekts können über 4.200 Menschen Saatgut selbst herstellen und wissen, wie sie damit Gemüse anbauen und ernten können. Das fördert ihre Unabhängigkeit in Krisenzeiten, gibt ihnen Kraft und Ausdauer und bietet ihnen neue Perspektiven im Heimatland.

ĂśberSyrien

Damaskus

Damaskus

Hauptstadt

17.070.130

17.070.130

Einwohnerzahl

2.725 $

2.725 $

Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf pro Jahr

Rang 154 von 189

Rang 154 von 189

Human Development Index
(Index der menschlichen Entwicklung)

Syrien gilt als kulturelle Wiege der Menschheit. Hier entwickelte der Mensch die Landwirtschaft und wurde sesshaft. Am Schnittpunkt von Handelswegen zwischen Ost und West bildeten sich vielfältige Kulturen heraus.