Tag 11
1 Woche Alphabetisierung fĂĽr einen Menschen in Ost-Burkina Faso

Bildungshunger in Burkina Faso stillen Bildungshunger in Burkina Faso stillen

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Schritt fĂĽr Schritt zu mehr Bildungsgerechtigkeit

Folpoa ist erst fünf Jahre alt. Seit einigen Wochen beobachtet sie neugierig, wie ihr älterer Bruder jeden Morgen nach Kpenkibaga in die neue Schule aufbricht. Mit den merkwürdigen Zeichen, die er in seine Hefte malt, weiß sie nichts anzufangen, und auch ihre Eltern können es ihr nicht erklären. „Warte nur, bis du sechs Jahre alt bist, dann darfst du auch in die Schule!“, beschwichtigen sie ihre Tochter ein ums andere Mal. Mit einigen anderen Kindern fleht Folpoa schließlich ihren Bruder Diamoadi an, sie in die geheime Zeichensprache einzuweihen. Diamoadi lässt sich nicht zweimal bitten, so stolz ist er auf das bereits Gelernte. Aber im Geheimen soll es geschehen! So findet sich eines Nachts eine Schar Kinder auf dem staubigen, noch von der Sonne erwärmten Boden hinter der elterlichen Hütte, um sich im fahlen Schein einer Taschenlampe zeigen zu lassen, wie sie ihre Namen schreiben können. Diamoadi, Folpoa und ihre Geschwister gehören zur ersten Generation, die vor Ort eine Schule besuchen kann. Noch ihre Eltern hatten als Kinder keine Chance gehabt, lesen und schreiben zu lernen. Durch ihre Kinder inspiriert, holen die Eltern die Alphabetisierung für Erwachsene ins Dorf.

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Notwendigkeit

 

Grundkenntnisse im Lesen und Schreiben fĂĽr die Menschen in der Falaise Gobnangou

Aktivität

 

Lokale Lehrkräfte bieten Alphabetisierungsunterricht vor Ort in der Lokalsprache Gourmantchéma an

Zählbare Leistung

 

1 Jahr Alphabetisierungsunterricht fĂĽr 111 Klassen mit den Inhalten Lesen, Schreiben, Rechnen, Hygiene, Familienplanung und Gesundheit

Ergebnis

 

Ca. 3330 Personen, darunter auch Kinder und Jugendliche im Schulalter, haben Grundkompetenzen im Lesen, Schreiben und Rechnen erworben

Systemrelevante Wirkung

 

Die Bevölkerung kann gestärkt an sozialen, kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Aktivitäten mitwirken und sich individuell weiterbilden

Hintergrund

„Die Alphabetisierung – breit definiert als die Vermittlung grundlegender Kenntnisse und Fertigkeiten, die alle Menschen in einer sich rasch wandelnden Welt benötigen – ist ein grundlegendes Menschenrecht. […] Alphabetisierung eröffnet den Weg zur Mitwirkung an sozialen, kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Aktivitäten und für das lebenslange Lernen.“ (Hamburger Deklaration 1997) Aus diesem Grund zählt die OECD Alphabetisierung zu den wichtigsten Entwicklungsindikatoren. In Entwicklungsländern konnten Studien sogar einen Zusammenhang zwischen Kindersterblichkeit und Alphabetisierung der Mütter feststellen: Kinder alphabetisierter Mütter haben eine 50 % höhere Chance, älter als 5 Jahre zu werden, im Vergleich zu Kindern unalphabetisierter Mütter (Cree et al., 2022). Auch 25 Jahre nach dem Postulat der Hamburger Deklaration können ca. 13 % der Weltbevölkerung nicht lesen und schreiben. Burkina Faso zählt zu den 10 Ländern mit der niedrigsten Alphabetisierungsquote: Nur 46 % der erwachsenen Bevölkerung können lesen und schreiben. In den ländlichen Regionen ist die Quote mit ca. 26 % aufgrund der schlechten Infrastruktur noch deutlich geringer (UNESCO, 2023). Die Situation in der Falaise Gobnangou ist aus mehreren Gründen herausfordernd: Durch die Lage an der Landesgrenze und die große Entfernung zur nächsten Stadt ist die Gegend nicht durch staatliche Sicherheitskräfte geschützt und aufgrund fehlender Straßen schlecht angebunden. Hinzu kommt seit Anfang 2020 die zunehmende Bedrohung durch islamistische Terrorgruppen. Diese führte zur Schließung der lokalen Schulen. Für Kinder und Jugendliche ist die Alphabetisierung durch private Organisationen derzeit das einzige Bildungsangebot. Da auch die Telekommunikationsstruktur zerstört wurde, sind aktuell keine Reisen ins Projektgebiet möglich. Dies führte auch zum Rückzug aller anderen NGOs. Aufgrund der beiden Militärputsche 2022 ist die politische Lage in ganz Burkina weiterhin äußerst instabil (BMZ 2023). Die Partnerorganisation UNTAANI kann aber weiterhin unter dem Radar der extremistischen Gruppen die Alphabetisierung in der ländlichen Falaise Gobnangou organisieren.

Die gute Tat

Die Falaise Gobnangou, ein abgelegener Höhenzug in Ost-Burkina Faso, ist fast vollständig von der umliegenden Infrastruktur abgeschnitten. Die Bevölkerung lebt von der Subsistenzwirtschaft – für weite Schulwege bleibt da keine Zeit. Alphabetisierungsprogramme setzen durch Unterricht in der Streusiedlung genau da an, die Kurse enden zu Beginn der Regen- und Saatzeit im Sommer. So stärkt die Alphabetisierung insbesondere die Eigenständigkeit junger Frauen, die an den Kursen neben ihren sonstigen Verpflichtungen in Haus und Hof teilnehmen können! Der Unterricht findet über zwei Jahre hinweg statt. Neben Lesen, Schreiben und Rechnen wird auch Grundwissen über Familienplanung, gesunde Ernährung und Hygiene vermittelt. Durch diese gute Tat werden die Lehrkräfte vor Ort bezahlt sowie Hütten in den Dörfern mit Mobiliar ausgestattet. Somit können in 111 Klassen ca. 30 Unterrichtsstunden pro Woche stattfinden.

Falaise Gobnangou, Commune Logobou

Ăśber Burkina Faso

Ouagadougou

Ouagadougou

Hauptstadt

22,673,762

22,673,762

Einwohnerzahl

832.9

832.9

Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf pro Jahr

0,449

0,449

Human Development Index
(Index der menschlichen Entwicklung)

„Burkina Faso“ bedeutet „Land der ehrlichen Menschen“. Der Name der Hauptstadt „Ouagadougou“ heißt „Du bist hier bei uns willkommen“! Gemeinschaft und Herzlichkeit der Menschen stecken hier schon in den Namen!