MobilitĂ€t fĂŒr mehr Gesundheit
Ein Krankenhaus, das zu den Patient*innen kommt
Rida ist eine von vier Millionen Textilarbeiter*innen in Bangladesch. WĂ€hrend sie zusammen mit drei Kolleginnen in einem kleinen Zimmer nahe ihrer Fabrik wohnt, leben ihre drei Kinder bei ihrer Mutter. Makhulia, das Dorf aus dem Rida kommt, liegt in der Region Savar. Es ist abgeschieden und hat keinen direkten Zugang zum öffentlichen Nah- und Fernverkehr. Das nĂ€chstgelegene Krankenhaus ist drei Autostunden entfernt. Um dorthin zu kommen, muss man sich ein Transportmittel bis zur Bushaltestelle und das Ticket bis zur Stadt leisten können â beides nicht einfach fĂŒr die Menschen in Makhulia. Wenn Rida oder ihre Kinder krank werden, kommt das Krankenhaus deshalb zu ihnen. Das mobile Krankenhaus ist ein umgebauter Kleintransporter, der mit einer umfangreichen Apotheke und medizinischen GerĂ€ten ausgestattet ist. Hier werden die Bewohner*innen von Makhulia und anderen Ortschaften kostenfrei behandelt.
Notwendigkeit
Leicht zugĂ€ngliche, kostenfreie medizinische Versorgung fĂŒr die Bevölkerung der lĂ€ndlichen Regionen Savar, Dhamrai und Santal in Bangladesch
AktivitÀt
Ărzt*innen kommen mit mobilem Krankenhaus und Apotheke direkt in die Dörfer und versorgen kostenfrei akute und langwierige Leiden der Bewohner*innen
ZĂ€hlbare Leistung
Anzahl an Stunden von medizinischen Untersuchungen und Behandlungen der Menschen durch das mobile Krankenhaus
Ergebnis
Die Gesundheitssituation der Menschen hat sich durch die leicht zugĂ€nglichen, regelmĂ€Ăigen Behandlungen und Kontrolluntersuchungen stark verbessert
Systemrelevante Wirkung
Die kostenfreie Behandlung und allgemein verbesserte Gesundheit erhöhen die LebensqualitÀt und Lebenserwartung der Menschen im lÀndlichen Bangladesch
Hintergrund
Durch Textilfabriken wie die, in der Rida arbeitet, wird in und um Dhaka besonders viel Wasser verbraucht, welches der örtlichen Bevölkerung und auch den Textilarbeiter*innen und ihren Familien fehlt. Hinzu kommt, dass der Umgang mit Abwasser, vor allem in der Textilindustrie, kaum reglementiert ist, was dazu fĂŒhrt, dass ungefiltertes Abwasser das Grundwasser zusĂ€tzlich vergiftet (Sustainability, 2019). Die verfĂŒgbaren Wasserquellen werden darĂŒber hinaus durch eine starke Versalzung des Grundwassers belastet. DafĂŒr verantwortlich ist ein Meeresspiegelanstieg, bedingt durch den Klimawandel, der auĂerdem Hochwasser und Ăberschwemmungen zur Folge hat (Christiane Grefe, 2014). Aus Mangel an alternativen Wasserquellen trinken die Menschen trotzdem verunreinigtes oder versalzenes Wasser und verwenden es auĂerdem zum Kochen und Waschen. Um der Grundproblematik entgegenzuwirken, wurde mit dem 24 gute Taten-Adventskalender 2022 ein Projekt unterstĂŒtzt, um die Textilarbeiter*innen in der Region Dhaka langfristig ĂŒber Wasserfilter mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. Viele Menschen sind jedoch bereits erkrankt oder leben dennoch an Orten ohne sicheren Zugang zu Trinkwasser. Weshalb diese gute Tat die Wasserfilter um eine wichtige Komponente ergĂ€nzen soll. Die gesundheitlichen Folgen durch verschmutztes Trinkwasser reichen von Hautirritationen, Magen-Darm-Leiden und Vergiftungen bis hin zu schwerwiegenden Atemwegserkrankungen und Krebs (Sustainability, 2019). Leiden, die oft nicht behandelt werden können und sich stark verschlimmern, weil die Betroffenen keinen oder nur sehr eingeschrĂ€nkten Zugang zu grundlegender medizinischer Versorgung haben. Die medizinische Versorgung durch Ărzt*innen und KrankenhĂ€user in Bangladesch ist im Vergleich zum Rest der Welt unterdurchschnittlich. Pro 1.000 Einwohner*innen stehen im Land 0,8 Krankenhausbetten zur VerfĂŒgung. Der weltweite Mittelwert liegt bei 2,9 Betten (The World Bank, 2016). Pro 1.000 Einwohner*innen stehen auch nur 0,7 Ărzt*innen zur VerfĂŒgung. Weltweit sind es 1,6 Ărzt*innen pro 1.000 Einwohner*innen (The World Bank, 2020). Hier setzt das mobile Krankenhaus an. Wasserbasierte Erkrankungen, aber auch alle anderen Leiden der Textilarbeitenden sowie ihrer Familien und Nachbar*innen, sollen so weit wie möglich durch das mobile Angebot besser behandelt werden können.
Die gute Tat
Um die medizinische Versorgung vor Ort zu verbessern, hat die lokale NGO AGROHO ein mobiles Krankenhaus ins Leben gerufen, das direkt zu den Patient*innen kommt und alles dabei hat, was benötigt werden könnte. Besucht werden aktuell vor allem Dörfer in den Regionen Savar, Dhamrai und Santal, in denen das durchschnittliche Einkommen weit unter dem Landesdurchschnitt liegt. Das Krankenhaus, das in einem Kleintransporter untergebracht ist, ist ausgestattet mit einer Behandlungsliege, medizinischen Instrumenten und GerĂ€ten sowie einer umfangreichen Apotheke. Begleitet wird es von einem Team aus 2 Ărzt*innen, 2 Krankenpfleger*innen und 1 Pflegehilfskraft, die an 6 Tagen pro Woche 3-4 Dörfer besuchen. Jedes Dorf wird mindestens einmal alle 2-3 Monate angefahren. An einem Tag werden bis zu 100 Patient*innen behandelt. Seit 2018 waren es mehr als 718.000 Menschen, die sonst keine medizinische Versorgung erhalten hĂ€tten. In 2024 sollen mit Hilfe deiner guten Tat mindestens 20.000 weitere Patient*innen dazu kommen.
Ăber Bangladesch
Dhaka
Hauptstadt
171,186,372
Einwohnerzahl
2,688.3
Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf pro Jahr
0,661
Human Development Index
(Index der menschlichen Entwicklung)
In Bangladesch beleben Bauern eine jahrhundertealte Tradition. Sie bauen ihre Pflanzen auf schwimmenden Beeten an und reagieren so auf die zunehmenden Ăberschwemmungen.
Ăber die Organisation und weitere Informationen
Organisation
Drip by Drip e.V.
Website
WeiterfĂŒhrende Links
- The World Bank, 2016. Hospital beds (per 1,000 people) - Bangladesh, The World Bank Data, Washington DC
- The World Bank, 2020. Physicians (per 1,000 people) - Bangladesh, The World Bank Data, Washington DC
- Mostafiz Uddin, 9. Oktober 2017. Nachhaltiger Umgang mit Wasser in Bangladesch, textile network, Bamberg
- Christiane Grefe, 24. April 2014. Am schlimmsten ist die Versalzung, Zeit Online, Hamburg
- Sakamoto M., Ahmed T., Begum S., Huq H., 2. April 2019. Water Pollution and the Textile Industry in Bangladesh: Flawed Corporate Practices or Restrictive Opportunities?, Sustainability 2019