Ein gesunder Start ins Leben
Medizinische Grundversorgung fĂŒr Kleinkinder und Schwangere
Wenn Du plötzlich krank wirst, wie weit ist Dein Weg zum nĂ€chsten Arzt? In Afghanistan mĂŒssen Eltern mit ihren Kindern meist viele Stunden laufen, bis sie medizinische Hilfe finden - so auch Nazifa. Ihre kleine Tochter Iman hat sie fest auf den RĂŒcken gebunden. Zwölf Stunden lĂ€uft sie durch Schnee und Eis bis zur Mutter-Kind-Klinik im Dorf Qulab. Schon von weitem sieht Nazifa den Rauch aus dem Schornstein aufsteigen und weiĂ: hier wartet ein heiĂer Tee, ein Ofen und medizinische Hilfe fĂŒr Iman. Nazifa möchte sich zudem selbst untersuchen lassen. Sie ist schwanger mit ihrem dritten Kind und kann an ihrem Wohnort keinerlei Vorsorge in Anspruch nehmen. Nachdem Imans Lunge untersucht und das Fieber vom Ărzteteam endlich gesenkt ist, lĂ€sst Nazifa sich selbst und ihr ungeborenes Baby untersuchen: Alles in Ordnung, nur etwas mehr Nahrung brauchen Mutter und beide Kinder, die nun erleichtert nach Hause aufbrechen.
Notwendigkeit
Medizinische Versorgung fĂŒr Kinder und Schwangere im lĂ€ndlichen Afghanistan
AktivitÀt
Betrieb von 7 Mutter-Kind-Kliniken in abgelegenen Bergregionen in der Provinz Kabul zur Versorgung von tÀglich 100 Kleinkindern und Schwangeren je Klinik
ZĂ€hlbare Leistung
Anzahl der durchgefĂŒhrten Vorsorgeuntersuchungen, Impf- und ErnĂ€hrungs-Screenings sowie Behandlungen bei Kleinkindern, Neugeborenen und Schwangeren
Ergebnis
145.000 Kinder, Neugeborene und Schwangere werden langfristig medizinisch versorgt und erhalten kostenlose Impfungen, Aufbaunahrung und Behandlung im Krankheitsfall
Systemrelevante Wirkung
Senkung der aktuell extrem hohen Mutter-Kind-Sterblichkeit im lÀndlichen Afghanistan; Stabilisierung des ErnÀhrungs- und Gesundheitsstatus der Kindern
Hintergrund
Schon 2021 nach der MachtĂŒbernahme der Taliban in Afghanistan befĂŒrchtete die WHO, dass das Gesundheitssystem im Land vor dem Kollaps stehe (dpa 2021). Einige Kliniken mussten schon damals schlieĂen (ebd.). Heute sieht die Lage vor allem im lĂ€ndlichen Raum Afghanistans noch schwieriger aus. So ist es nicht nur fĂŒr Nazifa, sondern fĂŒr viele hunderttausende Familien auf dem Land fast unmöglich geworden, bei NotfĂ€llen schnelle medizinische Hilfe zu finden. Parallel herrscht Hunger. 92 Prozent aller Familien in Afghanistan geben nach einer Umfrage des WelternĂ€hrungsprogramms an, ihre Kinder nicht mehr ausreichend ernĂ€hren zu können (World Food Program, Afghanistan,2023). Jedes zweite Kind zeigt Zeichen von Mangel- oder UnterernĂ€hrung (UNICEF 2023). Auch Iman ist fĂŒr ihr Alter etwas zu klein und viel zu dĂŒnn. Gut, dass die Ărztin in Qulab ihr eine Monatsration Aufbaunahrung eingepackt hat. Jeden Tag soll sie ein kleines PĂ€ckchen mit den wichtigsten NĂ€hr- und Aufbaustoffen bekommen, damit sie wieder Kraft tanken und wachsen kann. Sieben Mutter-Kind-Kliniken wie jene in Qulab unterhĂ€lt das Projekt in besonders abgelegenen Regionen der Provinz Kabul. Jeden Morgen stehen vor jeder Klinik bis zu hundert MĂŒtter mit Kindern und warten auf eine Behandlung. Jede Klinik beschĂ€ftigt ein medizinisches Team aus zehn Personen. Die HĂ€lfte davon sind Frauen. Denn im lĂ€ndlichen Afghanistan dĂŒrfen MĂ€dchen nur von Frauen und Jungen von MĂ€nnern behandelt werden. Von dem fĂŒr Frauen geltenden Arbeitsverbot im Land ist der medizinische Bereich deshalb ausgeschlossen. Hebamme Zainab ist darĂŒber sehr erleichtert. âEs gibt hier so viel zu tunâ, sagt sie. Leicht zu behandelnde Krankheiten wie LungenentzĂŒndung, Durchfall und Schwangerschaftskomplikationen können hier auf dem Land fĂŒr MĂŒtter und Kinder schnell lebensbedrohlich werden. Jede Hand ist deshalb dringend notwendig. Das wissen auch die ĂltestenrĂ€te der umliegenden Dörfer, die die Projektklinik und deren Mitarbeiterinnen unterstĂŒtzen und schĂŒtzen.
Die gute Tat
Die gute Tat richtet sich an insgesamt 145.000 Kleinkinder, Neugeborene oder schwangere Frauen, die im lĂ€ndlichen Afghanistan dringend auf medizinische UnterstĂŒtzung angewiesen sind. Sie ermöglicht medizinische Vorsorge inmitten der Berge von Afghanistan. Dazu gehören Vorsorgeuntersuchungen, kostenlose Impfungen, Aufbaunahrung im Falle einer Unter- oder MangelernĂ€hrung und medizinische Behandlungen im Falle einer Krankheit. Schwangere erhalten durch diese gute Tat Vor- und Nachsorge in der Schwangerschaft und auf Wunsch eine medizinisch begleitete Geburt. So rettet dieses geöffnete TĂŒrchen in Afghanistan viele kleine und groĂe Leben.
Ăber Afghanistan
Kabul
Hauptstadt
41,128,771
Einwohnerzahl
363.7
Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf pro Jahr
0,478
Human Development Index
(Index der menschlichen Entwicklung)
Wird ein Kind in Afghanistan geboren, werden seine Augen bereits wenige Wochen nach der Geburt am unteren Lidstrich mit Kajal verziert. Dieser Brauch ist im Mittleren Osten weit verbreitet. Die schwarze Paste soll die Augen vor Infektionen schĂŒtzen und das Neugeborene vor dem bösen Blick anderer - so der Volksglaube.
Ăber die Organisation und weitere Informationen
Organisation
Afghanischer Frauenverein e.V.
Website
http://www.afghanischer-frauenverein.de
WeiterfĂŒhrende Links
- MĂ©decins sans Frontiers, 6.2.2023: Persistent barriers to access healthcare in Afghanistan. An MFS report.
- SPIEGEL, 26.05.2022: In Afghanistan fĂŒllen hungernde Kinder die KrankenhĂ€user - und sterben dort. Laut UN werden in diesem Jahr Laut der Uno werden in diesem Jahr 1,1 Millionen Kinder unter fĂŒnf Jahren an schwerster UnterernĂ€hrung leiden. FĂŒr viele kommt jede Hilfe zu spĂ€t.
- World Food Programme, 14.03.2023: Afghanistan Situation Report
- Afghanischer Frauenverein, 06.11.2022: Jahres- und TĂ€tigkeitsbereicht.