Tag 4

27 Ortungen von gefährdeten Kaiseradlern in Österreich

Mit kleinen GPS-Sendern große Erkenntnisse gewinnen Mit kleinen GPS-Sendern große Erkenntnisse gewinnen

27 Ortungen von gefährdeten Kaiseradlern in Österreich
Tag 4
Flugrouten zeigen Schutzbedarf und helfen, LebensrÄume zu sichern

Früh am Morgen steht Anna mit ihrem Fernglas am Feldrand. Die Sonne färbt den Himmel in sanftes Gelb, als plötzlich ein großer Schatten über ihr gleitet: Ein Kaiseradler! Lautlos zieht er seine Kreise, breitet die mächtigen Flügel aus und steigt immer höher. „Der König der Lüfte“, denkt Anna und staunt. Kaum zu glauben, dass dieser eindrucksvolle Vogel in Österreich fast 200 Jahre lang verschwunden war. Heute sind die Kaiseradler zurück – auch wenn es nur etwa 50 Brutpaare gibt. Sie segeln über Wiesen und Felder, fliegen an einem einzigen Tag bis zu 300 Kilometer weit und kennen keine Landesgrenzen.
So auch etwa Kaiseradler Rudi – den seine Schwingen schon in 13 Länder getragen haben. Von Bosnien im Süden bis zur Ostseeküste nach Polen, von Deutschland im Westen und bis in die Ukraine im Osten. Aktuell ist der junge Kaiseradler-Mann aber wieder zurück in seiner Heimat Österreich und wenn alles gut geht, wird er im kommenden Jahr eine Partnerin finden und erstmals selbst für Nachwuchs sorgen!

Flugrouten zeigen Schutzbedarf und helfen, Lebensräume zu sichern
Flugrouten zeigen Schutzbedarf und helfen, Lebensräume zu sichern
Musiker, Moderator und DJ Eberhard Forcher erzählt dir von seinem Lieblingsprojekt
Notwendigkeit
Den Lebensraum des gefährdeten Kaiseradlers schützen
Aktivität
Expert*innen statten bis zu 8 Kaiseradler mit GPS-Sendern aus, deren Daten anschließend ausgewertet werden; ein Jahr lang werden sie wissenschaftlich begleitet, um Gefahren frühzeitig zu erkennen und Schutzmaßnahmen einzuleiten
Zählbare Leistung
Anzahl besenderter Kaiseradler und gespeicherter, geografischer Ortungspunkte
Ergebnis
Durch die ausgewerteten Daten können Lebensraumverlust und illegale Verfolgung verringert werden
Systemrelevante Wirkung
Langfristiger Erhalt der Kaiseradlerpopulation und Stärkung des ökologischen Gleichgewichts in Österreich sowie Sensibilisierung der Öffentlichkeit
Hintergrund

Der Kaiseradler (Aquila heliaca) beeindruckt mit einer Körperlänge von fast einem Meter, einer Flügelspannweite von bis zu zwei Metern und einem Gewicht von bis zu 4,5 Kilogramm bei den Weibchen. Sein Bestand in Mitteleuropa ist über Jahrzehnte dramatisch eingebrochen (IUCN 2023). In Österreich galt er fast 200 Jahre lang als ausgestorben – eine Folge von Abschüssen, Vergiftungen und dem Einsatz von Pestiziden (Schmidt 2024). Erst 1999 kehrte er von sich aus als Brutvogel nach Österreich zurück. Heute leben wieder rund 50 Brutpaare, vor allem im Osten des Landes (Teufelbauer et al. 2024) – ein großer Erfolg langjähriger Schutzarbeit in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern. Ein zentrales Instrument dabei ist das GPS- Monitoring-Programm. Über 50 Jungvögel wurden von BirdLife Österreich bereits mit Sendern ausgestattet, die Daten zu Flugrouten, Rastplätzen und Gefahren liefern. Dank eingebauter Bewegungssensoren können Forscher*innen sogar feststellen, wenn ein Vogel gestorben ist. So wurde etwa sichtbar, dass traurigerweise viele junge Adler illegaler Verfolgung zum Opfer fallen (Hohenegger et al. 2023; Schmidt et al. 2023). Diese und andere Erkenntnisse bilden die Grundlage für gezielte Schutzmaßnahmen: Aufklärung der Bevölkerung, spezielle Trainings für Polizei und Justiz gegen Wildtierkriminalität und gemeinsame Projekte mit anderen Ländern zum Schutz wichtiger Lebensräume entlang der Wanderwege. Ein besonders spannender Aspekt: Die Adler mit GPS-Sendern haben schon 24 europäische Länder bereist! Manche schaffen sogar bis zu 300 Kilometer an nur einem Tag (Schmidt 2024).

Niederösterreich und Burgenland
Hier kannst du die Flugrouten einiger Adler nachverfolgen.
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Die gute Tat

Die gute Tat ermöglicht 27 wertvolle Ortungspunkte zum Schutz des Kaiseradlers in Österreich. Jeder dieser Punkte zeigt, wo ein junger Adler gerade unterwegs ist, wo er rastet und wo Gefahren auf ihn lauern. Dafür werden den Jungvögeln winzige GPS-Sender am Rücken befestigt, mit deren Hilfe ihre genaue Position per Satellit bestimmt werden kann. Ein einziger Sender liefert bis zu 200.000 solcher Standortdaten pro Jahr. Diese Informationen fließen direkt in konkrete Schutzmaßnahmen ein – zum Beispiel die Einrichtung von Schutzzonen oder den Einsatz gegen illegale Jagd. Dadurch werden die Überlebenschancen der jungen Adler erhöht und wertvolle Lebensräume gesichert. Jede einzelne gute Tat leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der kleinen, gefährdeten Kaiseradlerpopulation in Österreich – und unterstützt den langfristigen Erhalt einer vielfältigen, lebendigen Natur, in der Wildtiere und Menschen im Einklang miteinander leben können.

Österreich
Wien
Wien
Hauptstadt
9.178.482
9.178.482
Einwohnerzahl
Stand 2024
82.445
82.445
Landesfläche in km²
0,2 Mal die Fläche von Deutschland
Deutsch
Deutsch
Amtssprache(n)
Stand 2025

Nicht nur bei ihren Wanderungen kennen Kaiseradler keine Grenzen – auch bei der Brutpflege werden Grenzen überschritten. 2024 hat ein junges Kaiseradlerpaar nach einer erfolglosen Brut kurzerhand eine Mäusebussard-Brut übernommen und einen jungen Bussard erfolgreich großgezogen.