Freie Arbeitsplatzwahl fĂŒr alle
Mit Empowerment-Kursen zur selbstbestimmten Arbeit
Ein breites Grinsen legt sich ĂŒber das Gesicht von Nils: âGerade habe ich meine erste Teamsitzung moderiertâ, sagt er stolz. Das hĂ€tte er sich vor wenigen Monaten nicht zugetraut - von seinen Betreuer*innen in der Behindertenwerkstatt ganz zu schweigen. 10 Jahre hat er dort gearbeitet und Etiketten von Flaschen abgezogen. Heute ĂŒbersetzt er Texte in leichte Sprache oder berĂ€t Unternehmen, die Menschen mit Behinderung einstellen wollen. âWenn das der Arbeitsvermittler wĂŒsste, der nach der Schule fĂŒr mich nur einen einzigen Weg sah: ab in die Werkstattâ, erzĂ€hlt Nils. Weil Nils von einem unabhĂ€ngigen Projekt gut beraten wurde, hat er den Weg von der Werkstatt auf den ersten Arbeitsmarkt geschafft. âIch habe in den paar Monaten in meinem Job mehr gelernt, als in den 10 Jahren in der Werkstatt und habe auch viel mehr Kontakt zu Menschenâ, sagt Nils.
Notwendigkeit
Wissensvermittlung ĂŒber Alternativen zur Arbeit in BehindertenwerkstĂ€tten fĂŒr Menschen mit Behinderung und BestĂ€rkung, ein selbstbestimmtes Berufsleben zu fĂŒhren
AktivitÀt
Mitarbeitende mit und ohne Behinderungen der Sozialheld*innen fĂŒhren Empowerment-Workshops in WerkstĂ€tten fĂŒr Menschen mit Behinderungen durch
ZĂ€hlbare Leistung
Anzahl der Menschen mit Behinderungen, die an einem Workshop teilgenommen haben und anschlieĂend wissen, wie sie einen sozialversicherungspflichtigen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt bekommen können
Ergebnis
Der Anteil der Menschen mit Behinderung, die in einem selbstgewÀhlten, gut bezahlten, sozialversicherungspflichtigen Job arbeiten, ist gestiegen
Systemrelevante Wirkung
Ein gröĂerer Teil der BeschĂ€ftigten in BehindertenwerkstĂ€tten ist ĂŒber Alternativen informiert und entscheidet sich selbst fĂŒr einen Arbeitsplatz. Es entsteht mehr Integration in den ersten Arbeitsmarkt
Hintergrund
Wer an WerkstĂ€tten fĂŒr Menschen mit Behinderungen denkt, hat meist ein positives Bild im Kopf: ein beschĂŒtzender Ort, an dem schwerbehinderte Menschen, die keiner regulĂ€ren Arbeit nachgehen können, eine sinnvolle BeschĂ€ftigung haben. Ăber 320.000 behinderte Menschen in Deutschland sind in solchen WerkstĂ€tten beschĂ€ftigt. Was viele nicht wissen: die BeschĂ€ftigten verdienen im Schnitt nur ca. 1,35 Euro pro Stunde (Aguayo-Krauthausen, 2022). Das heiĂt, trotz bis zu 35 Stunden Arbeit pro Woche können sie ihren eigenen Lebensunterhalt nicht bestreiten und sind dauerhaft von Sozialleistungen des Staates abhĂ€ngig. Etwa 21 % der BeschĂ€ftigten in WerkstĂ€tten sind Menschen mit psychischen BeeintrĂ€chtigungen, die oft gut ausgebildet sind und schon auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt gearbeitet haben (Bundesarbeitsgemeinschaft fĂŒr behinderte Menschen e.V., 2020). Diese Zahl wĂ€chst seit Jahren stetig, obwohl gerade diese Gruppe mit der richtigen UnterstĂŒtzung gute Chancen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt hat (JOBinklusive, 2020). Insgesamt werden nicht einmal 1 % der WerkstattbeschĂ€ftigten auf den ersten Arbeitsmarkt vermittelt, obwohl genau das der Auftrag der WerkstĂ€tten ist. Das heiĂt, von einer Werkstatt auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu kommen ist nicht einfach. Vor diesem Hintergrund wurde das Projekt JOBInklusive gestartet, das sich fĂŒr echte Inklusion auf dem Arbeitsmarkt einsetzt und Menschen mit Behinderung eine gleichberechtigte Teilhabe am Arbeitsleben ermöglichen will.
Die gute Tat
Mit deiner guten Tat ermöglichst du WerkstattbeschĂ€ftigten an einem Empowerment-Workshop teilzunehmen. Ein wichtiges Merkmal unserer Workshops: Menschen, die selbst eine Behinderung haben, konzipieren und leiten die Workshops im Tandem mit Menschen ohne Behinderung. Die Teilnehmenden werden ĂŒber ihre Rechte, alternative Arbeitsmöglichkeiten zur Werkstatt und ĂŒber UnterstĂŒtzungsmöglichkeiten informiert, um so einen Arbeitsplatz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu erlangen. AuĂerdem wird ihr Selbstbewusstsein gestĂ€rkt, damit sie ihre eigenen Potenziale und Vorlieben entdecken. Es ist zu erwarten, dass etwa 10 % der Teilnehmenden den Weg auf den ersten Arbeitsmarkt finden. Deine gute Tat trĂ€gt also dazu bei, dass Menschen mit Behinderung selbst entscheiden können, wie und wo sie arbeiten möchten. Zudem förderst du auch mehr Inklusion auf dem Arbeitsmarkt, die allen zugutekommt. Denn auch nicht-behinderte Menschen haben ein Recht darauf, mit behinderten Menschen zusammenzuarbeiten.
Ăber Deutschland
Berlin
Hauptstadt
83,129,285
Einwohnerzahl
50,801.8
Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf pro Jahr
Rang 9 von 191
Human Development Index
(Index der menschlichen Entwicklung)
Auch der UN-Ausschuss fĂŒr die Rechte von Menschen mit Behinderungen hat Deutschland die schrittweise Abschaffung der WerkstĂ€tten fĂŒr behinderte Menschen empfohlen (Vereinte Nationen, 2015)
Ăber die Organisation und weitere Informationen
Organisation
Sozialhelden e.V.
Website
WeiterfĂŒhrende Links
- Raul Aguayo-Krauthausen, 16.02.2022, Arbeitsbedingungen in BehindertenwerkstÀtten. Fair ist anders, ZEITonline
- Bundesministerium fĂŒr Justiz, WerkstĂ€ttenverordnung (WVO) § 6 BeschĂ€ftigungszeit, Berlin
- Bundesarbeitsgemeinschaft WerkstĂ€tten fĂŒr behinderte Menschen e.V., 01.01.2020, Anzahl der wesentlichen Behinderungsarten in den MitgliedswerkstĂ€tten zum 1. Januar 2020*, Frankfurt am Main
- JOBInklusive, 24.09.2020, Wie das System der BehindertenwerkstÀtten Inklusion verhindert und niemand etwas daran Àndert, Berlin
- JOBinklusive, 15.09.21, Das System der WerkstĂ€tten fĂŒr behinderte Menschen: FĂŒnf Schritte in die Zukunft, Berlin