Unendliche Geschichten mit Allradantrieb
Bücher für Kinder im ländlichen Nicaragua
Das Rascheln beim Umblättern der Seiten, die duftende Druckerschwärze auf dem Papier, die verborgenen Welten hinter unzähligen Buchstaben – der 8-jährige Juan liebt es, wenn der „Bibliobus“ in sein Dorf kommt. Denn er und die anderen Kinder in seinem Dorf würden sonst kaum ein Buch in der Hand halten. Solche Luxusgüter können sich die Bauernfamilien hier nicht leisten. Auch in Juans Schule besitzt lediglich sein Lehrer Schulbücher, aus denen er den Kindern die Aufgaben diktiert. Seit einigen Monaten aber kommt einmal die Woche eine Bibliothek in sein Dorf: ein bunt bemalter Wagen voller spannender Bücher. Juan gehört zu den eifrigsten Besuchern des Bibliobusses. Gemeinsam mit den anderen Kindern trifft er sich dort zum Lesen, Basteln und Hausaufgaben machen. Die Bücher kann er ausleihen und zu Hause weiterlesen. Jede Woche freut er sich darauf, neue Geschichten zu entdecken. Sie beflügeln nicht nur seine Fantasie, sie bergen auch für seine Zukunft ungeahnte Chancen.
Notwendigkeit
Zugang zu Büchern und zusätzlichen Bildungsangeboten für Kinder im ländlichen Nicaragua.
Aktivität
Der BĂĽcherbus und das Personal schaffen Zugang zu BĂĽchern, Lehrmaterialien, Workshops und Kursen fĂĽr jeweils einen Tag pro Woche in einem abgelegenen Dorf.
Zählbare Leistung
Anzahl an Lesestunden im BĂĽcherbus fĂĽr nicaraguanische Kinder.
Ergebnis
Die Kinder sind routiniert im Lesen und verbessern ihre schulischen Leistungen.
Systemrelevante Wirkung
Mehr Kinder auf dem Land schaffen einen Schulabschluss und haben die Chance zum sozialen und ökonomischen Aufstieg.
Hintergrund
Obwohl 91,5 Prozent aller Kinder in Nicaragua eine Grundschule besuchen, erreichen nur weniger als die Hälfte davon einen Schulabschluss (World Bank, 2019). In Nicaragua herrscht große Ungleichheit in Sachen Bildung (UNDP, 2019): Faktoren wie eine schwache Bildungsinfrastruktur, ein niedriger Bildungsstand und Armut in den ländlichen Regionen führen zu einem starken Stadt-Land-Gefälle. Besonders betroffen sind Kinder. Die wenigen Schulen in ländlichen Gebieten sind schlecht ausgestattet, und die Kinder haben meist nicht einmal Schulbücher. Mit einem Tageseinkommen von unter einem US-Dollar (GIZ, 2018) können viele Eltern nicht in die Bildung ihrer Kinder investieren. Die durchschnittliche Schulzeit eines Dorfkindes in Nicaragua liegt zwei Jahre unter dem ohnehin geringen Landesdurchschnitt von 6,8 Jahren (Huelva et al., 2017; UNDP, 2019). Zum Vergleich: In Deutschland liegt die erwartete Ausbildungszeit bei über 14 Jahren. In den nationalen Lerntests Nicaraguas schneiden Landkinder bedeutend schlechter ab als Stadtkinder. Besondere Lücken haben sie unter anderem im Lesen (Huelva et al., 2017; Laguna et al., 2008). Familien im ländlichen Teil Nicaraguas leben überwiegend von der Landwirtschaft, und die Erwachsenen haben meist selbst einen niedrigen Bildungsstand. Für ihre Kinder bedeutet dies, dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach nur die Grundschule besuchen werden und keine Aussicht auf gut bezahlte Jobs oder gar ein Studium haben – eine Entwicklung, die sich Generation für Generation fortsetzt. Gerade deshalb ist eine Sensibilisierung ländlicher Familien für regelmäßige Lesegewohnheiten unerlässlich.
Die gute Tat
Mit Deiner guten Tat bringt der Bücherbus wichtigen Lesestoff in ländliche Gebiete Nicaraguas und bietet den Kindern die Möglichkeit, regelmäßig zu lesen. Besonders dort, wo staatliche Bildungsangebote fehlen, warten viele Kinder sehnsüchtig auf den „Bibliobus“. Spielerisch trainieren sie ihr Leseverstehen, erleben Lernerfolge und entwickeln eine Leseroutine. Qualifizierte Betreuerinnen und Betreuer stehen den Kindern zur Seite und fördern ihre Entwicklung durch ganzheitliche, individuell abgestimmte Bildungsangebote. Lesen heißt für die Kinder, Neues zu entdecken, über den Tellerrand zu blicken und Bildungschancen ergreifen zu können. Der Einsatz zahlt sich aus: Der Bücherbus trägt zu einem Anstieg der Schulabschlüsse bei und verschafft den Kindern dadurch Aussichten auf eine bessere Zukunft.

ĂśberNicaragua

Managua
Hauptstadt

6.454.500
Einwohnerzahl

4.790 $
Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf pro Jahr

Rang 126 von 189
Human Development Index
(Index der menschlichen Entwicklung)
Nicaragua ist besonders stolz auf seine Dichter: Der Nationalheld Ruben DarĂo gilt als „Prinz der spanischen Sprache“.
Ăśber die Organisation und weitere Informationen
Organisation
Puente Nica e.V.

WeiterfĂĽhrende Links
- Andrew, A. et al., 2018. Impacts 2 years after a scalable early childhood development intervention to increase psychosocial stimulation in the home: A follow-up of a cluster randomised controlled trial in Colombia. PLoS medicine, 15(4), San Francisco.
- Conceição, P., 2019. Human Development Report 2019, Beyond income, beyond averages, beyond today: Inequalities in human development in the 21st century, UNDP, New York.
- DAAD, 2016. Bildungssystemanalyse: Daten & Analysen zum Hochschul- und Wissenschaftsstandort in Nicaragua, Bonn.
- Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), 2018. Nicaragua – soziale Entwicklung, Bonn/Eschborn.
- Filmer, D. et al., 2018. Learning to Realize Education’s Promise, World Development Report, The World Bank, Washington, D.C.
- Huelva, L. et al., 2017. La calidad de la educación en Nicaragua – ¿Goza la niñez de las mismas oportunidades?, Fundación nicaragüense para el desarrollo económico y social, Managua.
- Terres des femmes, 2020. Nicaragua LandesĂĽberblick, Berlin.
- Woessmann, L., 2003. Schooling resources, educational institutions, and student performance: The international evidence, Oxford B. Econ. Stat. 65 (2), Hoboken.
- Woessmann, L., 2004. How Equal are Educational Opportunities? Family Background and Student Achievement in Europe and the US, CESifo Working Paper Series No. 1162, MĂĽnchen.