Frieden beginnt auf dem Teller
Sichere ErnĂ€hrung und Einkommen fĂŒr konfliktbetroffene Familien im Osten der DR Kongo
In jedem Handy steckt Coltan. Das Mineral gehört somit zu den stark nachgefragten Erzen. Der Erzabbau heizt wiederum die militĂ€rischen Auseinandersetzungen in der Provinz SĂŒd-Kivu im Osten der Demokratischen Republik Kongo an. Die GewaltausbrĂŒche haben die Existenzgrundlagen vieler Menschen im Land zunichtegemacht und Millionen zur Flucht gezwungen (WFP, 2021). Im Hochland von Minembwe mangelt es einem GroĂteil der Bevölkerung an ausreichender und gesunder Nahrung. HierfĂŒr fehlt es vor allem an Saatgut. Zudem hat die Ankunft von Tausenden Vertriebenen aus benachbarten Regionen die Situation weiter verschĂ€rft (Commune Rurale de Minembwe, 2019). Gleichzeitig leben östlich von Minembwe ca. 40 000 burundische GeflĂŒchtete, die mit 6 US-Dollar im Monat fĂŒr Nahrungsmittel in den FlĂŒchtlingslagern Lusenda und Mulongwe auskommen mĂŒssen (Evariste, 2020). âEin hungriger Bauch hat keine Ohrenâ, sagt der langjĂ€hrige Kenner der Situation und Projektpartner Naum Butoto 2021 in einem Interview. So kommt es in den Regionen, die sich mit Bevölkerungswachstum und Ressourcenknappheit konfrontiert sehen, hĂ€ufig zu Konflikten zwischen GeflĂŒchteten und Aufnahmegemeinden.
Notwendigkeit
Ausgewogene ErnĂ€hrung und Einkommenssteigerung fĂŒr GeflĂŒchtete und Aufnahmegemeinden in der Provinz SĂŒd-Kivu (DR Kongo).
AktivitÀt
Saatgut fĂŒr Grundnahrungsmittel und GemĂŒse wird transportiert, in einer Saatgutbank sortiert und verpackt sowie an Kleinbauernfamilien verteilt.
ZĂ€hlbare Leistung
Anzahl der Haushalte, die Saatgutpakete erhalten und ihre landwirtschaftliche Produktion steigern.
Ergebnis
Die Bauernfamilien verbessern ihre ErnĂ€hrungssicherheit und erwirtschaften ĂberschĂŒsse. Unter den jeweiligen Bevölkerungsgruppen entsteht Vertrauen.
Systemrelevante Wirkung
Mitglieder verschiedener Gemeinschaften können friedlich und nachhaltig zusammenleben.
Hintergrund
An Ressourcen mangelt es in der DR Kongo eigentlich nicht: wertvolle Erze auf der einen Seite, tropische RegenwĂ€lder und SĂŒĂwasserreserven auf der anderen. Doch diese SchĂ€tze haben nicht zu mehr Wohlstand in der Bevölkerung gefĂŒhrt. Die schonungslose Kolonialherrschaft, Diktatur und BĂŒrgerkriege sowie der Kampf um Rohstoffe haben das Land in eine Dauerkrise gestĂŒrzt. Besonders stark unter Gewalt und Perspektivlosigkeit leiden die Menschen in SĂŒd-Kivu. Einer der HauptgrĂŒnde ist die AktivitĂ€t von in- und auslĂ€ndischen bewaffneten Gruppen. Gleichzeitig flammen ethnisch motivierte Konflikte immer wieder auf. Es kommt zu Ermordungen, sexualisierter Gewalt und zum Verfall der Wirtschaft. Seit Jahren leben die Familien in Minembwe mit weniger als 1 bis 1,50 US-Dollar pro Tag â unter ihnen sind ca. 40 Prozent BinnenflĂŒchtlinge aus anderen Teilen SĂŒd-Kivus (Evariste, 2020). Die einheimische Bevölkerung ist somit gezwungen, ihre ohnehin schon geringe Ernte zu teilen. MangelernĂ€hrung prĂ€gt auch den Alltag in den FlĂŒchtlingslagern Lusenda und Mulongwe sowie in deren Umkreis. Die zunehmende Versorgungsnot bringt das Zusammenleben von Vertriebenen und Aufnahmegemeinden in Gefahr. Vor diesem Hintergrund schĂŒtzt und steigert vielfĂ€ltiges Saatgut die ErnteertrĂ€ge. Die Menschen sind in der Lage, tĂ€glich zwei nĂ€hrstoffreiche Mahlzeiten zu sich zu nehmen sowie ĂberschĂŒsse zu verkaufen. Zudem arbeiten alle ethnischen Gruppen aktiv zusammen. So wĂ€chst ihre Motivation, das friedliche Miteinander dauerhaft zu sichern.
Die gute Tat
Dank Deiner guten Tat wird ein Saatgutpaket aus Grundnahrungsmitteln wie Mais, Bohnen und Kartoffeln sowie aus verschiedenen GemĂŒsesorten wie Kohl, Zwiebeln, Aubergine und Amarant an Familien verteilt. Vorher wird das Saatgut in die Projektregionen transportiert und in einer Saatgutbank gelagert, sortiert und verpackt. Die groĂen Areale besonders fruchtbarer Böden in der Region bilden dabei das Fundament fĂŒr langfristigen Wohlstand. Die Ausgabe von Saatgut findet im Rahmen eines umfassenden Projekts statt: Sie geht einher mit der Errichtung der Saatgutbank, der Verpachtung von Agrarland, der GrĂŒndung von kleinbĂ€uerlichen Kooperativen, mit Agrarschulungen und Konflikttrainings. Durch die Verbesserung der Versorgungssituation aller Betroffenen werden Konfliktpotenziale entschĂ€rft und Zukunftschancen ermöglicht. Die gegenseitige VerstĂ€ndigung zwischen der ansĂ€ssigen Bevölkerung, den Binnenvertriebenen und den burundischen FlĂŒchtlingen in SĂŒd-Kivu wird gestĂ€rkt.
ĂberDemokratische Republik Kongo
Kinshasa
Hauptstadt
89 561 404
Einwohnerzahl
556,8
Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf pro Jahr
Rang 175 von 189
Human Development Index
(Index der menschlichen Entwicklung)
Die DR Kongo ist das zweitgröĂte Land in Afrika und besitzt die gröĂte RegenwaldflĂ€che auf dem Kontinent. Ca. 50 Prozent der weltweiten Coltanproduktion entfallen auf den Kongo (Bundesanstalt fĂŒr Geowissenschaften und Rohstoffe, 2009).
Ăber die Organisation und weitere Informationen
Organisation
SolidaritÀtsdienst International e.V. (SODI)
Website
WeiterfĂŒhrende Links
- BGR, 2009. âColtan fingerprintâ: BGR enables the certification of trading chains, Stand: 25.08.2021, Hannover.
- Commune Rurale de Minembwe, 2019. Rapport de lâidentification des dĂ©placĂ©s et des besoins dâurgence suite au conflit des groupes armĂ©s dans le secteur de Lulenge, groupement de Basimuniaka sud, cas des villages des haut plateaux de Minembwe.
- Evariste, M., 2020. Etude de faisabilite du programme multisectoriel dans les hauts de Minembwe et camp des refugies burundais de Lusenda et Mulongwe au Sud-Kivu en RD Congo.
- WFP, 2021. Democratic Republic of the Congo, Stand: 26.08.2021, Rom.